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Siegel von Unterriexingen

Altes Siegel des Dorfes Unterriexingen. Zur Nazizeit wurde aus dem Entenfuß ein Adlerfang
Bild: HStA Stuttgart, Wikimedia

Wappen Unterriexingen

Von den Nazis eingeführt: Adlerfang statt Entenfuß
Bild: Pilettes, Wikimedia

Eingemeindung 1973

Die Bürgermeister Emil Steng und Heinz Keck stoßen auf die Eingemeindung Unterriexingens zum 1.1.1973 an
Quelle: Nachlass Keck

Historisches Kaleidoskop

Literatur:
Hans-Burkhard Hess: Unterriexingen – ein historisches Kaleidoskop. Markgröningen 1993

AGD-Galerien
Dorfrundgang
Frauenkirche
Dorfkirche

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Zur Geschichte Unterriexingens

Bereits in der Jungsteinzeit waren die Enzterrassen und die Hochflächen um Unterriexingen besiedelt. Aus keltischer Zeit stammen mehrere Grabhügel. Bei Bauarbeiten wurde in der Weberstraße ein Grab mit Beigaben aus der Zeit der Merowinger gefunden. Der Name „Ruotgisina“ erscheint erstmals im Jahr 793 in einem Güterverzeichnis des ehemaligen Kloster Lorsch. Zu dieser Zeit findet keine Unterscheidung zwischen Unter- und Oberriexingen statt. Diese ist erstmals für das Jahr 1342 belegt, in dem der Name „Nidern Ruexingen“ fällt. Im Urfehde-Brief von 1396 wurde der Ort dann „Undern Rüxingen“ genannt. Hier werden die ersten bekannten nichtadeligen Einwohner von Unterriexingen als württembergische Untertanen aufgeführt: „Barnhort Kratzenbuch, Schulthais zu diesen zitten, Haintz Schnider, Harman Engel, Haintz Metzensun, Hantz Melwer, Cuntz Kuof, Burklin Humelin, Auberlin Hamburg, Cunrat Seman, Bentz Klotz, den man nennt Schraden, und Hans Emhart von Grüningen“.

Herrschaftsverhältnisse
In den Stifterverzeichnissen der Klöster Hirsau und Reichenbach tauchen um 1100 erstmals Herren von Riexingen auf. Spätestens von 1396 an, als die zwölf württembergischen Haushaltsvorstände von „Undern Rixingen“ zusammen mit den abtrünnigen Bürgern von Grüningen und Talhausen den Württemberger Grafen per Urfehde-Brief ewige Treue schwören mussten, teilte sich der einst edelfreie Ortsadel den Ort mit dem Hause Württemberg.
Seifried Osterbronn von Riexingen verkaufte 1447 seinen verbliebenen Eigenbesitz und den von Württemberg lehnbaren Teil in Unterriexingen an den verwandten Schwarzfritz von Sachsenheim und ließ sich auf der Burg Bromberg nieder. Derzeit verabschiedeten sich die Herren von Riexingen Stück für Stück von ihrem Stammsitz. Letzter männlicher Vertreter dieses Geschlechts war der 1560 verstorbene Georg II. von Riexingen. Ihnen folgten nach den Herren von Sachsenheim Jakob Christoph Schenk von Winterstetten, dessen Schwester Anna von Remchingen und schließlich deren Tochter Margaretha von Gemmingen, die ihren Ortsteil an die Herren von Sternenfels vererbte. Den württembergischen Lehensteil verkaufte Martin von Sachsenheim 1493 an Ludwig von Nippenburg.
Anschließend wurden bis 1682 die Herren von Lützelburg damit belehnt. Mehr als die Hälfte des Dorfes war fortan direkt in württembergischer Hand. Das Schloss und 7/32 des Ortes verkauften die Sternenfelser 1687 an die Herren von Sperberseck, deren Anteil 1717 durch Heirat an die Freiherren Leutrum zu Ertingen kam. 1763 verkaufte Ludwig Christoph Leutrum zu Ertingen seinen Anteil am Ort an Johann Friedrich Erasmus von Hopfer, der seit 1762 bereits im Besitz des Pöllnitzschen Schlösschens war. 1815 kam der Hopfersche Besitz durch Heirat wiederum an das Haus Leutrum von Ertingen. Nach zwanzig Jahre währendem Leerstand bewohnt die Familie von Irmela Gräfin Leutrum zu Ertingen und Prinz Alexander von Ratibor und Corvey das in den siebziger Jahren renovierte Schloss.

Bis zur Reformation gehörten die Frauenkirche und die Dorfkirche zum Landkapitel Vaihingen im Archidiakonat Trinitatis der Diözese Speyer. Pfarrkirche war ursprünglich die Frauenkirche und ab dem 17. Jahrhundert die 1628 von den Adelshäusern von Nippenburg und von Sternenfels ausgebaute Kapelle am Dorfrand. Die Einwohner waren entweder Untertan der Ortsherrschaft oder württembergischer Untertan, zeitweise abhängig von der Lage ihres Hauses links oder rechts der Glems als natürlicher Grenze. Die württembergischen Einwohner waren zumeist dem Amt Grüningen und nach dessen Auflösung 1806 bis 1938 dem Oberamt Vaihingen zugeordnet. Mit dem Aufstieg Württembergs zum Königreich unterstand ab 1806 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs auch die Familie des Ortsadels dem König von Napoleons Gnaden. Der 1813 erschienene Band 13 der Neuesten Völker- und Länderkunde verzeichnete für Unterriexingen 804 Einwohner.
1874 erwarb Gerhard Leutrum von Ertingen die in den Erbfolgekriegen beschädigte und im 19. Jahrhundert verfallene Frauenkirche von der Gemeinde und ließ die „Todten Kirch” in Stand setzen, um eine Familiengruft für die Leutrum von Ertingen einzurichten und die wertvollen Epitaphien verschiedener Ortsadeliger zu sichern. 1906 gestaltete der Architekt Bruno Taut die Dorfkirche um und richtete eine neue Loge für das Haus Leutrum von Ertingen ein.

Ab 1875 wurde an der Vicinalstraße von Unterriexingen nach Großsachsenheim gebaut. Um die Jahrhundertwende folgte die Vicinalstraße nach Untermberg und Bissingen. Eine Brücke anstelle des Stegs über die Enz ersetzte die weiter westlich gelegene Furt.

Nazis erstellen Bunker, Stollen und eine KZ-Zweigstelle
Infolge In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Zuge der Neckar-Enz-Stellung mehrere Bunker und Stollen an der rechten Hangkante zur Enz hin und im Ausgang des Glemstals erbaut. Auf der Unterriexinger Markung sind noch etliche Überreste dieser 1936/37 errichteten und nach dem Krieg großteils gesprengten Bauwerke zu entdecken. Im Hohberg blieb ein über mehrere Etagen angelegtes Stollensystem erhalten. Unter dem Decknamen „Gallinit“ wurde im Laufe des Krieges eine Stollenanlage in den Hang auf der linken Seite der Enz getrieben. Sie sollte zur unterirdischen, bombensicheren Herstellung von Rüstungsgütern dienen.

Von November 1944 bis Mai 1945 bestand auf Unterriexinger Markung eine Zweigstelle des KZ Wiesengrund in Vaihingen, einem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Häftlinge wurden vor allem zum Flugplatzbau, zum Stollenbau, im Steinbruch sowie zu Aufräumarbeiten nach Fliegerangriffen in der Umgebung eingesetzt. Durch unzureichende Ernährung, Schwerstarbeit und teilweise durch die Willkür der Wachmannschaften starben 250 von 500 Häftlingen. An sie erinnert der KZ-Friedhof oberhalb des Lager-Standorts an der Oberriexinger Straße (Lageplan).

Zeitgeschichte
Durch den Zweiten Weltkrieg verlor die Gemeinde 70 Einwohner, die im Kampf oder in Gefangenschaft starben. Zivile Opfer gab es keine. Der Einmarsch der Franzosen ging vergleichsweise glimpflich vonstatten. Infolge ihrer Vertreibung kamen ab 1945 zahlreiche katholische Flüchtlinge in das Dorf, was zum Bau der katholischen Kirche im Nonnenpfad und zur Errichtung des Ostlandkreuzes oberhalb der Frauenkirche führte. 1960 wurde außerdem eine Neuapostolische Kirche eingeweiht.

1972 entschied sich die Unterriexinger Bevölkerung mit großer Mehrheit gegen einen naheliegenden Zusammenschluss mit der Zwergstadt Oberriexingen und mit 87,3 Prozent für eine Eingemeindung zu Markgröningen, die zum 1. Januar 1973 vollzogen wurde. Unterriexingen brachte zum Stichtag 1889 Einwohner und 729 Hektar Fläche mit ein. Heinz Keck, Riexinger Bürgermeister seit 1952, wurde bis zu seiner Pensionierung Erster Beigeordneter der Stadt Markgröningen. Alle Riexinger Gemeinderatsmitglieder wurden für die laufende Amtsperiode in den Markgröninger Gemeinderat integriert. Danach erhielt Unterriexingen im Rahmen der Unechten Teilortswahl ein festes Kontingent von vier Gemeinderatsmitgliedern. Parallel zur Kommunalwahl 2014 sprach sich die Bürgerschaft mehrheitlich gegen die angestrebte Abschaffung der Unechten Teilortswahl aus.

1993 feierte Unterriexingen das 1200-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung. Aus diesem Anlass richtete der AGD den Rundweg Unterriexingen ein und Hans-Burkhard Hess stellte im Auftrag der Stadt ein 343-seitiges „Kaleidoskop” der Ortsgeschichte zusammen.

Schloss und Dorf 1682 in Kiesers Forstlagerbuch
Bild: Andreas Kieser, Wikimedia

Riexinger Hauptstraße

Postkarte: „Unterriexingen. Dorfstrasse mit Rathaus.” (um 1900)
Quelle: David Zechmeister

Schloss und Bergfried der ehemaligen Burg
Bild: Peter Fendrich

Die Frauenkirche war Pfarr- und Wallfahrtskirche
Bild: Peter Fendrich

Dorfkirche von Norden

1628 errichtete Dorfkirche von Norden
Bild: Peter Fendrich

Gesprengter Bunker unterhalb der Dauseck
Bild: Peter Fendrich

KZ-Gedenkstätte

KZ-Friedhof in Unterriexingen
Bild: Pilettes, Wikimedia