Heyd Stadtgeschichte

1992 erschienene Faksimile-Ausgabe von Heyds Stadtgeschichte von 1829

Roemer I

Im Stil der Zeit: Band I der 1933 gedruckten  Stadtgeschichte von Römer

HLS-Brief 1964

Von Lenk herausgegebener HLS-Brief 9-10/1964

Stadtbrille Markgröningen

Stadtgeschichtliche Reihe „Durch die Stadtbrille
Bild: Martin Leiberich

Geschichtsschreiber 

Geschichtsschreiber

Von Grüninger und Frischlin über Heyd und Roemer zum AGD

Die ersten geographischen Kurzportraits Grüningens stammen von Hans Grüninger, der „Grieningen” mit seinem großen Markt 1527 in der „Uslegung der Mercarthen” von Lorenz Fries platzierte, und von Martin Zeiller, der die Stadt 1643 in der Topographia Sueviae von Matthäus Merian beschrieb. Beide führen bereits die Alternativbezeichnung „Marckt Grieningen” bzw. „Marckt Gröningen” an, die sich im 19. Jahrhundert mit verschlucktem t offiziell etablierte.
Der vielerorts und kurzzeitig wohl auch in Grüningen beschäftigte Schulmeister und Historiker Jakob Frischlin steuerte in seiner 1599 erschienenen Geschichte der Grafen von Württemberg die erste Schilderung des Schäferlaufs bei. Tobias Gänsschopff, Schulmeister und Organist in Gröningen, lieferte 1656 wertvolle statistische Daten in seiner Beschreibung des hochlöbl. Fürstenthums Württembergs (PDF, 10 MB).
Der Pfarrer und Geograph Philipp Röder veröffentlichte zwei Lexikonbeiträge über Stadt und Amt Gröningen: 1787 in der Geographie und Statistik Wirtembergs und 1791 im Geographischen statistisch-topographischen Lexikon von Schwaben.

Ludwig Heyd
Ludwig Friedrich Heyd
(1792 bis 1842) war Historiker und Theologe, der als evangelischer Stadtpfarrer in Markgröningen 1829 die erste Stadtgeschichte (Transkript als PDF) sowie einige Werke zur Landesgeschichte und die Geschichte der Grafen von Gröningen (PDF) publizierte. Heyd betrieb intensives Quellenstudium und betonte dies – offenbar als Wink an zeitgenössische Geschichtsschreiber – im Untertitel einiger seiner Werke, die er konsequent mit Fußnoten versah.
Heyds Ansinnen, sich auch beruflich der Geschichtswissenschaft zu widmen, wurde von der Obrigkeit 1830 ebenso abschlägig beschieden wie der Antrag des Markgröninger Stadtrats, ihn ob seiner wissenschaftlichen Verdienste zu ehren. Die in seiner Stadtgeschichte offenbar zu respektlos geäußerte Kritik an der landesherrlichen Raumordnung zulasten Markgröningens war politisch nicht opportun und wurde ihm laut Lenk in den maßgeblichen Kreisen „verübelt“. Seine Geschichte der Grafen von Gröningen, mit der er Johann Memmingers Namensherleitung dieser Württemberger Seitenlinie widerlegte, passte ebenso wenig in die politische Landschaft und fand danach nicht mehr die verdiente Beachtung. Neuere Untersuchungen bestätigen seine quellenbasierte Arbeit großteils.
Der AGD Markgröningen hat Heyds Geschichte der vormaligen Oberamtsstadt Markgröningen zum 200-jährigen Heyd-Geburtstag 1992 als Faksimile-Ausgabe neu aufgelegt und in einer Broschüre einige mit „Louis“ unterzeichnete Briefe an seine Familie veröffentlicht, in denen Heyd von seinen 1816 bis 1839 unternommenen Forschungsreisen berichtete.

Hermann Roemer
Prof. Dr. Hermann Römer (1880-1958), ebenfalls Theologe und Historiker, hat Heyds stadthistorische Werke rund 100 Jahre später fortgeschrieben. Nach einem Intermezzo als Stadtpfarrer in Bietigheim wechselte er 1918 als „Studienprofessor“ an das Lehrerinnen-Seminar in Markgröningen. 1930 veröffentlichte er Band II seines Hauptwerks Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, 1550–1750. 1933 folgte Band I zu Urgeschichte und Mittelalter. Besonders hervorgehoben hat er den Stadtpfarrer Reinhard Gaißer und den Drucker Hans Grüninger, die im ausgehenden Mittelalter von sich reden machten. Darüber hinaus verfasste Roemer zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und publizierte Ortsgeschichten für Oberriexingen (1952) und Bietigheim (1956).

Erhard Lenk
Von 1953 bis 1965 Rektor an der Helene-Lange-Schule (HLS) zeigte sich der aus Leipzig stammende Prof. Dr. Erhard Lenk (1897 bis 1967) sehr interessiert an der Stadtgeschichte. In der gemeinsam mit seiner Gattin Dr. Maria Lenk herausgegebenen Reihe HLS-Briefe veröffentlichte er zahlreiche Artikel, animierte seine Schülerinnen zur Mitarbeit und setzte sich für den Erhalt der historischen Bausubstanz ein. Wertvoll sind auch seine Fotos von gefährdeten bzw. von zum Abriss bestimmten Bauwerken und die Dokumentation des Schulalltags der HLS. Seine Forschungsergebnisse über den Dichter-Pfarrer Rudolf Magenau und dessen Freundeskreis wurden 1966 in Band 10 der Lebensbilder aus Schwaben und Franken veröffentlicht. Wunschgemäß erhielt Lenk ein Grab neben Ludwig Heyd.

Gerhard Gutscher
Mit seinen dokumentarischen Aufnahmen vom Landleben vor und nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Bauer und leidenschaftliche Fotograf Gerhard Gutscher (1907 bis 1996) vom Hardt-Schönbühlhof ebenfalls Lokalgeschichte geschrieben. In der AGD-Galerie Land und Leute werden einige seiner ausdrucksstarken und historisch wertvollen Aufnahmen vorgestellt. Im Stadtarchiv kann man weitere Bilder anschauen. Hilde Fendrich hat 1999 eine schwungvolle Kurzbiographie verfasst (PDF).

Eduard Haidle
Von den 1960er Jahren bis 1981 dokumentierte der 1908 in Ebingen geborene Eduard Paul Haidle mit zahlreichen Aufnahmen den Wandel der Stadt. Seine Familie war in den 1920er Jahren nach Markgröningen gekommen, wo sein Vater Karl als Holzbildhauer tätig wurde. Haidle erlernte das Schreinerhandwerk mit Schwerpunkt Intarsien und machte später sein Hobby zum Beruf: So wurde er 1951 als „Photograph“ im Adressbuch aufgeführt. Im Haus Grabenstraße 4 betrieb er parterre ein kleines Fotoatelier.

AGHD bzw. AGD Markgröningen
Seit der Vereinsgründung 1969 trieben die AGD-Vorsitzenden Erich Tomschik, Werner Feil, Hilde Fendrich und Günter Frank die Stadtgeschichtsschreibung weiter voran.
In Erich Tomschiks Ära publizierte der AGHD zwei Bildbände und die zweibändige Dokumentation zum 1200-jährigen Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung 779.
Hilde Fendrich befasste sich in den 1980er Jahren intensiv mit den Kirchen- und Lagerbüchern und dem Urkundenbestand im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Da es vor Ort keine Möglichkeit gab, Forschungsergebnisse zu publizieren, begründete sie 1985 mit Unterstützung der Volksbank die stadtgeschichtliche Reihe Durch die Stadtbrille. Deren Herausgeberschaft übertrug sie 1995 an den AGHD. Bestseller mit zwei Auflagen wurde der 2000 erschienene Band 6, der im Sinne von „Oral History” viele alte Gröninger im O-Ton zu Wort kommen ließ. Neben Hilde Fendrich sind Prof. Lothar Buck, Gerhard Liebler, Heinz Oechsner, die ehemalige Stadtarchivarin Dr. Petra Schad und Elsbeth Sieb die Autoren mit den meisten Veröffentlichungen. Zahlreiche Aufsätze sind als PDF im Artikel-Archiv abgelegt.
Während der Amtszeit von Dr. Walter Ebner erschien Band 10 der AGD-Reihe Durch die Stadtbrille. Band 11 erschien 2020 mit einem Rückblick zum 50-jährigen Vereinsjubiläum. Im 2022 erschienenen Band 12 befasste sich Peter Fendrich mit den Grafen von Grüningen.

Kupferstich von 1643 mit Erinnerungslücken: Falsch wiedergegeben sind vor allem die Spitalkirche, das Ostertor und der Standort des Haspelturms
Bild: Matthäus Merian der Ältere

Grüninger

Artikel-Anfang des von Grüninger 1527 verfassten Eintrags: „Von Margt Grieningen das 52. Cap.”
Bild: AGD

Dr. Ludwig Heyd und Prof. Dr. Hermann Roemer schufen die Basis für die Stadtgeschichtschreibung
Bilder: AGD

Tomschik und Lenk

Erich Tomschik (1960er) und Prof. Dr. Erhard Lenk (1953) nahmen die Fäden wieder auf
Quellen: AGD und HLG

Fendrich u. Liebler

Autoren Hilde Fendrich und Gerhard Liebler
Quellen: privat

Gutscher u. Haidle

Fotografen Gerhard Gutscher und Eduard Haidle
Quellen: privat

Ochsengespann

Mit dem Ochsengespann zum Hardthof
Bild: Gerhard Gutscher.
Viele Bilder Gutschers finden sich in der Galerie
Land und Leute