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Schlussstein mit Wappen Aberlin Jörgs in der Sakristei Kirchenheiliger Bartholomäus als Schlussstein im Chor Stadtwappen als Schlussstein im Chor Faltblatt zum Buch 750 Jahre Bartholomäuskirche Weitere Informationen bei der Evang. Kirchengemeinde und bei Wikipedia Zahlreiche weitere Bilder finden sich in der Galerie zur Kirche und bei Wikimedia |
Thema des Jahres 2022: Noch heute imponiert die Bartholomäuskirche mit ihrem wuchtigen Turmpaar aus Hochwacht- und Glockenturm und dem großen gotischen Kirchenschiff, weswegen sie im Volksmund auch „Strohgäu-Dom“ genannt wird. Im 13. Jahrhundert ließen die Grafen Hartmann von Grüningen auf den Fundamenten einer romanischen Basilika eine dreischiffige Residenzkirche errichten, die auch als Grablege für ihr Geschlecht dienen sollte. Der damals in Grüningen ansässige Baumeister Aberlin Jörg ersetzte im 15. Jahrhundert den frühgotischen durch einen größeren spätgotischen Chor. Der Legende nach soll Hildegard (+783), die Gattin Karls des Großen und Schwester von dessen Heerführer und Signifer (Fähnrich) Gerold, hier eine Kirche gestiftet haben. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird die Kirche 1150 im Kloster Hirsau. Archäologische Funde lassen auf eine erstaunlich große, bereits dreischiffige Basilika schließen, auf deren Fundamente später die gotische Kirche gebaut wurde. Das schlicht gestaltete frühgotische Kirchenschiff strebt bereits zur Höhe und ist wohlproportioniert gegliedert. Der älteste erhaltene Bauteil ist der Altarraum mit seinen Seitenkapellen. An der nördlichen Halbrundsäule weist eine unvollständige Inschrift vermutlich auf die Altarweihe um oder nach 1260 hin. Die Schlusssteine im Kreuzrippengewölbe über dem Altar zeigen einen älteren und einen jüngeren Männerkopf, die auf der Unterseite ihrer glockenähnlich angedeuteten Mäntel Adler zeigen. Von diesem ersten Bauabschnitt aus wurde das Kirchenschiff weiter Richtung Westen gebaut. Geplant war das Kreuzrippengewölbe nicht nur für die Seitenschiffe sondern auch für das Hauptschiff, wie man an den Konsolen am südlichen Obergaden noch erkennen kann. Vielleicht verursacht durch einen Kirchenbrand (1275) oder einen Generationswechsel in der Bauherrenschaft änderte sich das Bauprogramm. Das Hauptschiff wurde nun lediglich mit einer Flachdecke ausgebaut. Das heute sichtbare Gewölbe ist nur eine Dekoration aus dem 19. Jahrhundert. Auch am Formenwechsel der Säulen kann man das neue Bauprogramm ablesen. Im ersten Bauabschnitt sind diese rund, im zweiten achteckig ausgebildet. Eine Ausnahme bildet die südwestlichste Säule: Sie ist rund – wahrscheinlich wurde sie in der allerletzten Bauphase recycelt. An der südöstlichen Pforte findet sich ein einzelner Männerkopf und im Türbogen eine steinerne Paradiesdarstellung mit links einem Engel und rechts einem nackten Adam. Am südlichen Haupteingang kann man wie auch im östlichen Teil des Kirchenschiffes weitere Pflanzenornamentik entdecken. Besonders filigran ausgestaltet ist sie an der südlichen Halbsäule des Altarraums. Rosendarstellungen begegnen uns immer wieder, unter anderem in den Schlusssteinen der Seitenschiffe und im Kreuzgewölbe des westlichen Haupteingangs. Die schönsten gotischen Steinmetzarbeiten allerdings befinden sich am Prachtkapitell mit neun individuell ausgearbeiteten Köpfen (die drei südlichen sind leider nicht mehr original). Als Mittelpunkt einer Trias ragt ein rosenumkränzter lächelnder Männerkopf heraus. Vielleicht repräsentiert er den jüngeren Bauherren Graf Hartmann III. von Grüningen. Rechterhand von ihm könnte seine Frau dargestellt sein. Diese war eine Geborene von Eberstein, was auf der von Hartmann III. gestifteten Glocke dokumentiert wurde. Interessanterweise können wir diesen Frauenkopf, dargestellt mit einem ausschließlich Adeligen zustehenden Gebände an zwei weiteren Stellen entdecken: Am südlichen Haupteingang lächelt die Dame uns aus einer Vierergruppe zu und vom südlichen Obergaden auf uns herunter. In die Nordwand, gegenüber dem Portrait Hartmanns III. (+1280), war bis 1984 dessen Grabplatte eingelassen. Sie deckt heute ein nachgebautes Hochgrab in der südlichen Kapelle. Es ist das älteste Grabmal eines Mitglieds des Hauses (Grüningen-)Württemberg und gleichzeitig die älteste steinerne Darstellung des württembergischen Wappens. Gotische Malereien befinden sich in den Türgewölben und Fensterlaibungen. An der südlichen Halbsäule des Altarraums ist ein „Schmerzensmann“ abgebildet, eine beliebte Wandmalerei um 1400. Aus dem 15. Jahrhundert ist in der nördlichen Marienkapelle eine Marientod-Darstellung erhalten. Über allem aber thront am Triumphbogen Christus als Weltenrichter. Hier weist die Jahreszahl 1470 auf den Neubau des spätgotischen Chors durch den bekannten Baumeister Aberlin Jörg hin, der auch die Sakristei anbaute und das Netzgewölbe der Marienkapelle anfertigte. Möglicherweise war er auch an der Erstellung der jüngeren der zwei südlichen Kapellen beteiligt. Von der Inneneinrichtung sind besonders erwähnenswert das holzgeschnitzte viersitzige Chorgestühl (um 1300) und der 13-seitige Taufstein mit Jesus und den zwölf Aposteln (1426/1492). Jubiläumsbuch: 750 Jahre Bartholomäuskirche Markgröningen Besichtigung: Literatur Kirchenführer von 1957, 1967 und 1987 finden sich im Artikel-Archiv. |
![]() Westwerk mit Hochwacht- und Glockenturm Kirchplatz im 19. Jahrhundert Blick durchs Mittelschiff in den Chor Trias am Figurenkapitell (um 1265) Grabplatte von Graf Hartmann III. von Grüningen Gotisches Netzgewölbe im Chor von Aberlin Jörg |
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