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Heilig_Geist-Kirche

 

Wappen Wimpelin

Wappen der Wimpelins mit steigendem Löwen in der Mauer der benachbarten Hofstatt Wimpelingasse 4
Bild: Peter Fendrich

Wimpelinhof

LIteratur
Petra Schad: Vom Bürgerhaus zum Haus der Bürger. Der Wimpelinhof Markgröningen einst und jetzt. Hg.: Stadt Markgröningen, 2005, 72 S.

Petra Schad: Der Wimpelinhof – ein Fachwerkkleinod mit viel historischer Substanz. In: Durch die Stadtbrille 8/2004, S. 227–252, (PDF)

Wimpelinhof mit Museum und Archiv

Der Wimpelinhof erhielt seinen Namen von Wappen und Namenszeichen des Bürgermeisters Sebastian Wimpelin und seiner zweiten Gattin Katharina Scheyhing. Die beiden ließen 1630 das Ökonomiegebäude errichten und haben es in der reich verzierten Gebäudeeinfahrt – wie bei Wimpelins üblich – als ihr Eigentum gekennzeichnet „16 SV : KS 30“.

Auf dem Gelände des heutigen Dreiseithofs standen Ende des 16. Jahrhunderts noch Vorgängerbauten, die in Händen von drei verschiedenen Familien waren. Wimpelin hat sie alle aufgekauft. Das mittlere Gebäude musste weichen, damit ein großräumiger Innenhof mit repräsentativer Hofeinfahrt entstehen konnte. Das Wohnhaus wurde 1599/1600 erbaut. Bauherr war möglicherweise Claus Strelin. Sicher ist, dass dieses imposante Anwesen nur von einem sehr vermögenden Bürger realisiert werden konnte. Es wurden nur hochwertige Materialien verwendet. Die Renaissance-Portale aus Stein wurden reich verziert. Das Fachwerk des Wohnhauses ist aus Eichenholz und weist aufwendige — nur dem Schmuck des Hauses dienende — Holzverzierungen auf. Wann Sebastian Wimpelin das Haus erworben hat, ist nicht schriftlich belegt.

Aber nicht nur nach außen wurde gezeigt, was man hat. Das Besondere des Wimpelinhofes ist, dass auch die Innenräume aufwändig ausgestattet sind. In den Erkerstuben im ersten und zweiten Stockwerk sind Decken mit Holzkassetten und Wände vertäfelt. Diese Ausstattung stammt aus der Bauzeit, sie war unter vielen Lagen von Tapeten- und Farbschichten versteckt. Die Restauratoren waren nicht schlecht überrascht, als sie diese Schätze entdeckten. Niemand wusste mehr davon. Überhaupt hat das Anwesen einige Überraschungen parat gehabt, als 2001 beim Ökonomiegebäude begonnen wurde, das gesamte Anwesen wieder so instand zu setzen, dass es noch für viele Jahre erhalten bleiben kann.

Ein Förderprogramm von Bund und Land hat es ermöglicht, dieses anspruchsvolle Vorhaben überhaupt anzugehen. Als erstes wurde das Ökonomiegebäude gesichert. Leider mussten hier Teile der Fachwerkkonstruktion ersetzt werden. Diese war aus Nadelholz, das aus statischen Gründen erneuert wurde. Früher diente es zur Lagerung der Wintervorräte für das Anwesen und ihre Bewohner. Heute ist darin das umfangreiche Archiv des Heilig-Geist-Spitals (seit 1443) und der Stadt Markgröningen (seit 1572) gut geschützt untergebracht.

Beim Wohnhaus wurden umfangreiche Untersuchungen angestellt und mit dem Landesamt für Denkmalpflege zusammen entschieden, welche Teile des Gebäudes weiterhin erhaltenswert sind. Erstaunlicherweise war viel Originales wieder aufzufinden unter dicken Schichten Putz und Übermalung. Es wurde zu großen Teilen wieder freigelegt und gesichert. So kann man in einigen Räumen und im Treppenhaus die ursprüngliche Ausmalung der Räume aus dem Jahr 1600 wieder sehen. Doch auch die lange Geschichte des Hauses und seiner Bewohner sollte gezeigt werden. Daher kann man auch die Mode um 1830 (Biedermeier)  in Form von Räumen mit Stuckdecken bewundern.

Im 19. Jahrhundert, als die Stadtmauer nicht mehr zu Wehrzwecken diente, konnten Hausbesitzer, die ihr Haus direkt an die Stadtmauer angebaut hatten, den Bereich des Wehrgangs im ersten Stockwerk käuflich erwerben. Im Wohnhaus wurden dadurch zwei Räume im ersten Stock aufgewertet. Sie wurden vergrößert und erhielten Fenster in Richtung Schillerstraße. Zwei Räume des Gebäudes im zweiten Stock dienen als kleines Museum, eingerichtet mit Spenden von Bürgern. Darin sind das Holzmodell unseres Markgröninger Rathauses und die Geldtruhe des Heilig-Geist-Spitals mit aufwändigen Schlössern und Beschlägen zu bestaunen. Ausgestellt sind auch Werkzeuge der Schäfer, die Schäferlade, die Schäferfahne und Schäferlaufplaketten.

Zur großen Freude der Besucher ist im ersten Obergeschoss des Ökonomiegebäudes noch der Wehrgang originalgetreu zu sehen. Dieser wurde nachträglich in das Gebäude integriert, aber offenbar nicht gebraucht. Sonst könnte man dieses interessante Detail heute nicht mehr besichtigen.

Museum

Dies sind nur die großen auffälligen Blickfänge des Wimpelinhofes. Darüber hinaus gibt es noch sehr viele interessante Gebäude-Details und Ausstellungsgegenstände zu entdecken: die Schäferfahne von 1775, eine Geldtruhe des Heilig-Geist-Spitals, ein Modell des Rathauses und vieles mehr. Eine Mediathek mit zahlreichen Bildern und Filmaufnahmen zur 1200-Jahr-Feier der Stadt ermöglicht Rückblicke in vergangene Zeiten. Es lohnt sich sehr, an einem der Sonntage von April bis Oktober zwischen 13 Uhr und 17 Uhr im Wimpelinhof auf Entdeckungsreise zu gehen.
Monika Zorn

Siehe auch Homepage der Stadtverwaltung        Weitere Bilder

Wimpelinhaus und Oberes Tor von der Schlossgasse
Bild: Peter Fendrich

Wimpelinhof_Westwand_03

Entlang des unteren Fensterbands der Westflanke verlief einst der Wehrgang der Stadtmauer
Bild: Peter Fendrich

Wimpelinhof_MG_02

Serie von Portalen und Toren an der Ostflanke
Bild: Peter Fendrich

Täferstube Wimpelinhof

Die Täferstube im 1. OG dient auch als Trauzimmer
Bild: Peter Fendrich

Wehrgang Wimpelinhof

Wehrgang-Abschnitt im Ökonomiegebäude
Bild: Peter Fendrich

Schatulle Spital

Geldschatulle des Heilig-Geist-Spitals mit aufwendigem Verschluss
Bild: Peter Fendrich

Schäferfahne 1775

Schäferfahne von 1775: Die Farben sind verblasst und zum Teil nachgezogen
Bild: Peter Fendrich



Schlussstein K6

Schlussstein der ehemaligen Kapelle im Gebäude Kirchgasse 6
Bild: Peter Fendrich

Wappner Marktbrunnen

Ehemaliger Wappner des Marktbrunnens
Bild: Peter Fendrich

 Wimpelinhof Markgröningen