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Bachmühle Unterriexingen

Glemsmühlenweg
Die Bachmühle ist die letzte Station des von Leonberg bis Unterriexingen verlaufenden Glemsmühlenwegs.

Literatur:
Wolfgang Weber: Nach über 1000 Jahren ist die Unterriexinger Mühlen-geschichte zu Ende gegangen. In: Durch die Stadtbrille 5, AGHD 1995,
S. 173-180 [PDF]

Galerie:
Weitere Bilder von Mühle und Mühlkanal

Bachmühle in Unterriexingen

In einem um 1280 von Abt Edelin erstellten Güterverzeichnis des elsässischen Klosters Weißenburg wird eine Mühle in Unterriexingen genannt. Es ist aber unklar, ob es sich dabei um die Bach- oder die abgegangene Enzmühle handelt. Eine eindeutige Erwähnung findet sich erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1379: Die Bachmühle gehörte damals dem Kirch- und Ortsherrn Heinrich von Riexingen und wurde „Mülin im Dorf“ genannt. Man hat sie noch ohne Mühlgraben unterschlächtig betrieben.

Im 17. und 18. Jahrhundert lag die Bachmühle ungewöhnlich lange in den Händen einer einzigen Müllerfamilie namens Grau. 1687 zog Hannß Jost Grau seinen Antrag, die Bachmühle aufzugeben und dafür die abgegangene Enzmühle neu zu erstellen, wegen zu hoher Kosten zurück. Günstiger erschien ihm, dem unsteten Wasserfluss der Glems durch den Bau eines Mühlkanals für oberschlächtigen Betrieb zu begegnen. Mit Genehmigung der württembergischen Rentkammer erstellte er alsdann den 540 Meter langen, links von der Glems abgezweigten Mühlgraben, der großteils durch herrschaftliche Wiesen und bei der Mühle unter dem Hof und der Glemsstraße hindurch führte (siehe Flurkarte). Sein Nachfolger Hans Jörg Grau, der zwei Mahlgänge und einen Gerbgang betrieb, musste an den württembergischen Herzog Eberhard Ludwig sowie an Johann Philipp von Sternenfels und Maria Jacobe Schertlin, geb. von Sternenfels, Abgaben leisten.

Anfang des 19. Jahrhunderts heiratete Friedrich Lieb in die Mühle ein, die inzwischen von vier oberschlächtigen Wasserrädern angetrieben wurde. Zwei weitere kamen in der Ära Lieb hinzu, um eine Gipsmühle und eine Hanfreibe anzutreiben. Vor der heutigen Glemsbrücke bei der Bachmühle bestand bis ins 20. Jahrhundert noch ein Wehr, von dem ein kleinerer Kanal rechts der Glems zu einer Wette und weiter zur Wiesenbewässerung in der Enzaue führte (siehe Karte). An der zweiten Mündung des Mühlkanals weiter glemsabwärts war zeitweise eine weitere Mühle.

1853 erwarb Heinrich Michael Weizsäcker die Bachmühle, um sie 1869 bereits an Jakob Friedrich Krumm aus Gündelbach abzutreten, der sie wiederum 1872 an Christian Friedrich Müller aus Brackenheim verkaufte. Zum Zeitpunkt des Verkaufs gehörten zur Mühle neben dem Mühlengebäude mit vier Gängen eine Gerbmühle und ein Staubhäusle, Scheune und Wagenschuppen, ein Schweine- und ein Viehstall, ein Waschhaus und ein Backhäusle.

1880 übernahm Wilhelm Sax aus Markgröningen die Mühle. Er belieferte fast täglich das Militär in Ludwigsburg. Vier Pferde an zwei Gespannen mit Roßknechten waren zum Transport eingesetzt. An der Ruxartsteigung Richtung Markgröningen wurden bisweilen alle vier Pferde vor ein Fuhrwerk gespannt. Helles Pferdeglockengebimmel kündigte an, wenn gelegentlich im Dorf Mehl ausgefahren und das nächste Getreide zur Mühle mitgenommen wurde. Als Wilhelm Sax die Mühle 1906 für 37.000 Mark an den Markgröninger Wilhelm Klink verkaufte, hatte sie zwei oberschlächtige Wasserräder von je 3,76 m Durchmesser und 1,04 m bzw. 1,23 m Breite. Sie arbeitete mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang und hatte zudem eine Griesputzmaschine, eine Futterschneidmaschine und eine Dreschmaschine. Das Wasser trieb auch einen Schleifstein sowie eine Obstmühle an, deren Zähne und die beiden gegeneinander laufenden Steine das Obst verkleinerten, bevor es gepresst wurde.

1931 übernahm Christoph Weil die Mühle und ersetzte 1935 die schadhaften Wasserräder durch eine Ossberger-Turbine mit 23 PS Höchstleistung. In der Nachkriegszeit wurden die Ställe sowie eine Hälfte der großen Scheuer abgerissen und im Restgebäude die heute noch sichtbare Getreidesiloanlage eingebaut. Neben dem Hauptberuf als Müller konnte er die Landwirtschaft nicht auch noch in großem Maßstab weiterbetreiben.
Der letzte Besitzer Gerhard Weil führte die Mühle seit 1962 und installierte 1971 eine neue Ossberger-Saugrohrturbine mit 50,3 PS Höchstleistung. 1993 beendete Weil altershalber den Mahlbetrieb und verkaufte bis zum Jahresende sein letztes MehL Er hatte den Maschinenpark so gut gepflegt, daß er nach der Stillegung der Mahlgänge und Walzenstühle die gesamte technische Eimichtung nach Rumänien verkaufen konnte. Das Mühlengebäude ließ er anschließend zu einem Wohnhaus umbauen und einige Nebengebäude abreißen. Die Turbine wird weiterhin zur Stromgewinnung genutzt. Der Mühlkanal blieb erhalten und mündet vor der Glemsbrücke noch über einen „Bypass“ in die Glems.
Wolfgang Weber

Bachmühle Unterriexingen

Bachmühle um 1910 von Norden
Bild: Albert Jores

Bachmühle

Bachmühle und Gewässernetz 1832 auf der Urflurkarte NO 4101
Bild: Peter Fendrich, Quelle: Staatsarchiv LB

Bachmühle

Bachmühle von Nordwesten
Bild: Peter Fendrich, 2015

Bachmühle

Nebengebäude der Bachmühle mit Getreidesilo Bild: Peter Fendrich, 2018