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Führung von Rudolf Dürr

Rudolf Dürr bei seiner Führung zum Bauprojekt „Unteres Tor” und zur Stadtbefestigung
Bild: Peter Fendrich

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Denkmalschutzgesetz

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Stellungnahmen mit Alternativen

Stellungnahme des AGD zum Neubau Rossmann am Spitalensemble für den Gemeinderat (PDF)

Stellungnahme und Alternativvorschläge des BUND für den Gemeinderat (PDF)

Einspruch des BUND gegen die Planung „Unteres Tor“ bei der Unteren Denkmalbehörde im Landratsamt (PDF)

Leck's Fiedle am Pfründhaus

Leck’s Fiedle am Pfründhaus: sinnbildlich für den Umgang mit  den Einsprüchen
Bild: Peter Fendrich

Denkmalfrevel am Spital

 

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Historische Bausünde am Spitalplatz

Altstadtsatzung für Investorenprojekt „Unteres Tor“ ausgehebelt

1984 stellte der Gemeinderat die gesamte Altstadt und den Bereich des Stadtgrabens unter Schutz. Ein Meilenstein für den Denkmalschutz. Doch die heutige Generation schert sich nicht mehr darum und förderte ausgerechnet vor dem Heilig-Geist-Spital ein großes Investorenprojekt. Dabei wurden der Stadtgraben, der Zwinger und der Spitalgarten überbaut und das Spital weit mehr als zuvor zugestellt. AGD und BUND versuchten vergeblich, Alternativen in die Debatte einzubringen und sehen dieses Projekt als gefährlichen Präzedenzfall für die Torbereiche am Esslinger und am Oberen Tor.

Profil der Stadtbefestigung

Stadtbefestigung zwischen der ehemaligen Spitalscheuer und der Schillerstraße [Graphik vergrößern]
Quelle: Bauaufnahme von Bauinspector Weiß (1869), Staatsarchiv Ludwigsburg

Rudolf Dürr setzte sich mit dem Projekt in Band 10 der AGD-Reihe Durch die Stadtbrille auseinander und erläuterte dessen Konsequenzen im Rahmen zweier Führungen am Tag des Offenen Denkmals. Hier ein Ausschnitt aus seinem Artikel:

[…] „Mit dem 2015 erfolgten Abriss des Wolfschen Anwesens zwischen Betzgasse und Schillerstraße bot sich für Markgröningen eine große Chance: Erstens könnte man einen beträchtlichen Teil der ehemaligen Stadtbefestigung über die ganze Breite des Westteils des Spitalareals wieder nachvollziehbar machen. Zweitens könnte man die imposante Westfassade des um 1980 mit immensen Mitteln sanierten Spitalgebäudes visuell befreien und die erhaltenen Teile der alten Stadtmauer sowie den Spitalgarten in die städtebauliche Neugestaltung des Areals einbinden.

Eines der repräsentativsten Baudenkmäler der Stadt seiner Prominenz gemäß herauszustellen, hätte eigentlich für Bauverwaltung, Denkmalschützer, Verkehrs- und Stadtplaner nicht nur eine reizvolle Herausforderung, sondern eine Pflichtübung sein müssen. Was die Öffentlichkeit 2015 zum ersten Mal zu sehen bekam, war jedoch genau das Gegenteil. Anstatt die Spitalanlage in der Betzgasse durch das Abrücken neuer Gebäude wieder in seiner ganzen Ausdehnung zu präsentieren und den Spitalgarten mitsamt den Resten der Stadtmauer durch ein qualifiziertes Freiraumkonzept als schützenswertes historisches Erbe in die Neubebauung zu integrieren, wurde der Entwurf eines ausgedehnten Funktionsbau-Kolosses vorgestellt, der sich von der Schillerstraße bis zur Betzgasse und in den Spitalgarten hinein breit macht und den Spitalgebäuden bis auf Gassenbreite auf den Leib rückt.

Aufkommende Skepsis bis blankes Entsetzen bei denen, die von den Verantwortlichen der Stadt einen transparenten Planungsprozess, vor allem aber die Einhaltung der eigenen städtischen Altstadtsatzung erhofft hatten. Zufriedene Gesichter hingegen bei Stadträten, Wirtschaftsförderer, Planern und der Drogeriekette Rossmann, der man für ihr Geschäftshaus den maximal zur Verfügung stehenden Raum bereitstellen wollte.

Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege (AGD) und Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wandten sich daraufhin mit schriftlichen Einwänden an Stadt, Landratsamt und Denkmalbehörde, indem Sie die Nichtbeteiligung der drei Vereine, die sich für den Denkmalschutz einsetzen und damit eine ortsgeschichtliche Expertise hätten einbringen können, heftig kritisierten. Denn das Vorhaben greift derart massiv in schützenswerte Strukturen der Altstadt ein, dass dies nur mit mangelnder historischer Sachkenntnis erklärt werden kann. Der gewählte Projektname „Unteres Tor“ fernab von dessen eigentlichem Standort in der Mühlgasse und die angestrebte Herstellung einer „Torsituation“ an der einst durch die Stadtmauer abgeriegelten Betzgasse bestätigen diesen Eindruck. Ebenso der verwendete Begriff „Zwingergraben“, der eine Verwechslung von Zwinger und Graben vermuten lässt und die wahre Dimension des bis zur Schillerstraße reichenden Stadtgrabens verfälscht. Oder die von den Planern hervorgehobene „Fassung“ eines Platzes, wo historisch keiner war, und der lagespezifisch bzw. wegen seiner fast ausschließlichen Nutzung als Straßen- und Parkraum nie ein erlebbarer Platz werden kann.” […]

„Bürgerschaftliches Engagement und Kompetenz von AGD, Bürgerverein und BUND-Ortsverband wurden vom Gemeinderat mehrheitlich ignoriert und im Mahlwerk der zuständigen Bürokratie weitgehend pulverisiert. Ob die verordnete archäologische Baubegleitung mehr als ein Trostpflaster ist, hängt davon ab, wie sorgsam und transparent diese umgesetzt wird. Darüber hinaus bleibt nur die Hoffnung, dass Gemeinderäte und Stadtbauamt, Landratsamt und Landesdenkmalamt in Anbetracht des verlautbarten Protests bei Vorhaben im Geltungsbereich der Altstadtsatzung künftig wieder sensibler agieren und eine größere Kooperationsbereitschaft an den Tag legen. Alle könnten davon profitieren, wenn die Stadtplanung den Bereich von Mauer und Graben als Tabuzone für Bebauung begreift und wie in vielen anderen Städten primär als Grünzone und Parkplatz vorsieht. Das heißt vor allem, auf ähnliche Bauvorhaben vor dem Oberen und dem Esslinger Tor zu verzichten, und generell, historischen wie ökologischen Faktoren künftig das nötige Gewicht einzuräumen.”

Lesen Sie den gesamten Artikel in der neuen Stadtbrille, Band 10, 2016, S. 152-165.

Rossmann im Oktober 2017

Rossmann-Komplex kurz vor der Fertigstellung im Oktober 2017 
Bild: Peter Fendrich

Unteres Tor

Unteres Tor um 1800 vor der Mühlgasse
Bild: Carl Urban Keller, Quelle: Staatsgalerie Stuttgart

Spital-Areal und Eingriff durch das Projekt “Unteres Tor” in die Struktur der Altstadt auf der Urflurkarte von 1832
Bild: Peter Fendrich, Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg

Baustelle am Heilig-Geist-Spital

Dieser Blick von Südwesten (März 2015) wird verbaut
Bild: Peter Fendrich

Baustelle am Heilig-Geist-Spital

Baustelle am Spital im Juni 2016: Überbauung des Spitalgartens und der Stadtbefestigung (Juni 2016)
Bild: Peter Fendrich

Baustelle am Heilig-Geist-Spital

Im September 2016 wurde das EG betoniert
Bild: Peter Fendrich

Baugrube am Spitalgarten

Baugrube im Spitalgarten im September 2016
Bild: Peter Fendrich

Baustelle Rossmann

Stand der Bebauung im November 2016
Bild: Peter Fendrich

Rossmann vom Glockenweg 2017

Ansicht vom Glockenweg im Oktober 2017 
Bild: Peter Fendrich