Christoph, Herzog von 1550 bis 1568, ließ die Grüninger Burg zum Schloss umbauen
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Herzog Ludwig

Ludwig der Fromme, Herzog von 1568 bis 1593 gestand der gebeutelten Stadt keinen Steuererlass zu
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Herzog Eberhard III.

Eberhard III., Herzog von 1633 bis 1674, flüchtete 1634 ins Exil nach Straßburg
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Herzog Eberhard Ludwig

Eberhard Ludwig, Herzog von 1693 bis 1733, stellte erst die Grafschaft Grüningen hervor und schickte die Stadt dennoch in den Orkus der Geschichte
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Herzog Carl Alexander

Nach seinem Amtsantritt 1733 verlegte Herzog Carl Alexander die Residenz wieder nach Stuttgart, was Gröningen neue Spielräume verschaffte
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König Friedrich I.

Der „dicke Friedrich”, der 1803 Kurfürst und 1806 König wurde, führte unter anderen noch den Titel „Graf zu Gröningen”
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Geschichte von 1550 bis 1806. Stadtgeschichte von Grüningen. Krisenjahre der Amtsstadt Grüningen in der frühen Neuzeit

Stadtgeschichte von 1550 bis 1806

Säkularisierung, Reformen und Schlossbau
Kurz nachdem Herzog Christoph von Württemberg 1550 die Regierung in Stuttgart angetreten hatte, holte er den von seinem Vater verbannten Ex-Kanzler Ambrosius Volland zurück in die Staatskanzlei. Der inzwischen geadelte Volland hatte Christoph im Exil als kaiserlicher Rat zur Seite gestanden. Seine Wiedereinsetzung war möglicherweise auch als Signal an Kaiser Karl V. gedacht, der sich nach dem Schmalkaldischen Krieg die Oberaufsicht über das Herzogtum vorbehalten hatte. Der hochbetagte Volland starb allerdings bereits im Juni 1551 und konnte Christoph in seinem Bemühen, die volle Souveränität über sein Herzogtum zu erlangen, nicht mehr viel helfen. Nach der Ratifizierung des Passauer Vertrags begleitete Christoph den Kaiser auf dessen Weg von der Reichsstadt Esslingen zur Grüninger Burg. Hier wurde vermutlich die kostspielige Ablösesumme ausgehandelt, die Christoph für die erstrebte Souveränität akzeptieren musste und anschließend auf Land und Leute umlegte.

Nachdem Christoph die 1534 von Herzog Ulrich zwar eingeleitete, vom Kaiser jedoch lange ausgebremste Reformation endgültig umsetzen konnte, zog er mit dem Kirchengut auch die mit der Bartholomäuskirche verbundenen Pfründen, den Besitz der Beginen im „Klösterle” und des Heilig-Geist-Ordens ein. Dessen bis kurz vor der Reformation ausgebautes Spital wurde nach Intervention der auf ihre Stiftungen verweisenden Familie Volland allerdings 1552 der städtischen Verwaltung bei herzoglicher Oberaufsicht unterstellt. In der Heilig-Geist-Kirche des Spitals und in der zum Abbruch ausgeschriebenen Sankt-Johann-Kapelle bei der Schlüsselburg fand fortan kein Gottesdienst mehr statt. Im Zuge der Reformation entfielen in Grüningen rund zwanzig geistliche Stellen. Von der Säkularisation ausgenommen war bezeichnenderweise allein die Vollandpfründe, die Michael Volland, ein Enkel des von Herzog Ulrich protegierten Philipp Volland, 1560 schließlich der Stadt veräußerte, weil nach dem Tod von Martin Volland niemand mehr von seinem Familienzweig in der Stadt sesshaft war.

Im Zuge der umfassenden Staatsreformen Christophs verlor die Stadt außerdem die  verbliebenen Sonderrechte und ihre eigenen Maße und Gewichte. So zeichnete sich alsbald ein schleichender Bedeutungsverlust ab, auch wenn Grüningen ab 1552 noch eine letzte größere herrschaftliche Investition verbuchen konnte: Herzog Christoph baute die ehemalige Reichsburg für 7097 Gulden zum Residenzschloss um. Dabei wurde die stadtseitige Befestigung mit Graben beseitigt, der Südflügel neu errichtet und vermutlich ein bis dahin erhaltener Burgfried geschleift. Die bisher mögliche Durchfahrt durch die Burg war nicht mehr erwünscht. Stattdessen musste die Stadt nebenan den Oberen Torturm mit Vortor und Zugbrücke errichten (1555), der als einziges Stadttor erhalten blieb, neuerdings vom Bürgerverein renoviert wurde und wie der benachbarte Wimpelinhof (1599) besichtigt werden kann.

Unter Christophs Nachfolger Ludwig der Fromme, Herzog von 1568 bis 1593, mussten Stadt und Amt Grüningen 1582 ihre Finanzen offenlegen. Einnahmen „von den vier Jahrmärkten, deren drey gering und schlecht seyen”: 145 Gulden; „Umlage zur Bezahlung der Steuer, Abholungshilf, auch Stadtkosten, auf Güter Gilt, Gewerb und Handthierung”: 1151 Gulden; von den Ausgütern: 44 Gulden. Dagegen stünden fast ebenso hohe Ausgaben, allein für die Ablosungshilfe 1221 Gulden. Besonders hart treffe die Stadt der Mangel an Holz bzw. dessen teurer Einkauf.

Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) war Grüningen anfangs nicht direkt vom Kriegsgeschehen betroffen, verlor aber 466 Einwohner durch eine Pestwelle, die von 1626 bis 1627 in der Stadt wütete. Nach der von den Protestanten verlorenen Schlacht bei Nördlingen (1634) und der Flucht des Herzogs Eberhard III. von Württemberg ins Straßburger Exil kam der Krieg zur Stadt: Während der zehnmonatigen Belagerung der von schwedischen und württembergischen Truppen gehaltenen Festung Hohenasperg hausten die auf „Fouragieren“ angewiesenen kaiserlichen Truppen schonungslos in den umliegenden Kommunen und quetschten die Bevölkerung bis aufs letzte Hemd aus. Die Grüninger „Amtsflecken“ rund um den Asperg wurden großteils dem Erdboden gleichgemacht. Der von Grüningen auf den Asperg geflüchtete Specialsuperintendent und Stadtpfarrer Wendel Bilfinger dokumentierte das Elend dieser Phase (August 1634 bis August 1635) in einer handschriftlichen Chronik. Wer Folter, Vergewaltigung und Brandschatzung überlebt hatte, sah sich danach mit Hungersnot und Seuchen konfrontiert. Von 1634 bis 1637 starben in Grüningen 1103 Menschen. 1638 waren noch 40 Bürger mit ihren Angehörigen in der Stadt, viele Häuser beschädigt oder zerstört. Zahlreiche alte Grüninger Familien waren ausgestorben.

Nach Kriegsende (1648) konnte die Stadt diesen Tiefschlag durch Zuwanderer insbesondere aus der Schweiz zwar etwas kompensieren. Doch zählte man auch 1652 nur 185 steuerpflichtige Haushaltsvorstände und 762 Einwohner. Nicht einmal halb so viele wie hundert Jahre zuvor. Umso härter wirkte die auferlegte Steuerlast zum Wiederaufbau des Herzogtums, gegen die sich die Stadtoberen vergeblich auflehnten. In einem „Brandbrief“ an die Landschaft schilderten sie 1670 ihre zusätzlichen Belastungen vor Ort: „Um solcher täglich vorfallender Ausgaben willen vermag der allhiesige Stadtsäckel nimmer so viel auftreiben, nur die Thürm und Thor in nothwendigster Reparation zu erhalten, noch etwas an hiesiger fast ganz ruinierter Stadtmauer aufzubauen … Die um 1800 angefertigten Stadttor-Skizzen von Carl Urban Keller zeigen, dass das Asperger und das Esslinger Tor die Kriegswirren zwar weitgehend überstanden hatten, dass das Untere Tor jedoch stark beschädigt und offenbar im Stil der Zeit neu erstellt worden war.

Franzoseneinfälle während der Erbfolgekriege
Nachdem sich die Stadt mühsam aufgerappelt hatte und rund 200 Einwohner hinzugekommen waren, mussten die Grüninger Bürger im Zuge der Franzoseneinfälle während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) und während des Spanischen Erbfolgekriegs zusätzliche Zerstörungen, zahllose Plünderungen und Flurschäden durch Besatzungstruppen hinnehmen, deren unkontrollierter Terror keinen geregelten Landbau mehr zuließ. Nach 1688, als das Heer des Sonnenkönigs die Festung Hohenasperg geschleift hatte, sammelte sich 1693 kurz vor der Ernte ein 80.000 Mann starkes französisches Heer bei Grüningen – mit katastrophalen Folgen für dessen Amt, das als Aufmarschgebiet gegen die deutsche Stellung jenseits des Neckars diente: Der im Grüninger Amtsgebiet angerichtete Schaden wurde auf 330.000 Gulden beziffert, während im Amt Bietigheim lediglich 21.306 Gulden veranschlagt wurden. Eine weitere Hungersnot soll einem Bericht des Stadtpfarrers zufolge allein im Jahr 1693 177 Grüningern das Leben gekostet haben. Die Einwohnerzahl vor dem Dreißigjährigen Krieg, der sich für Grüningen fast als hundertjähriger entpuppen sollte, konnte deshalb erst 1737 wieder erreicht werden, als man 1531 Einwohner zählte.

Bedeutungsverlust durch die Gründung Ludwigsburgs
Die durchgestandenen Kriegswirren sollten sich auf das Schicksal Grüningens jedoch weniger stark auswirken als der Tiefschlag, den der absolutistische Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg der Stadt versetzte. So wichtig ihm zuvor die Verteidigung seines Anspruchs auf das Hofamt des Reichssturmfähnrichs war, so rücksichtslos zeigte er sich andererseits gegenüber der damit verbundenen Stadt: Durch den Bau des Ludwigsburger Residenzschlosses (ab 1704), für den die Grüninger Bürger massiv eingespannt wurden, und insbesondere durch die Gründung der Residenzstadt Ludwigsburg (1718) im Grüninger Amtsgebiet entzog er Grüningen die politische und wirtschaftliche Existenzgrundlage. Widerstand war zwecklos. Im Mai 1718 wurden der Grüninger Vogt Georg Christoph Andler, der Stadtschreiber und ein Mitglied des Stadtgerichts nach Stuttgart zitiert und dort so lange festgehalten, bis sie den vorgesehenen Eingriffen ins Grüninger Statut und Amt zustimmten. Somit verlor die alsbald auch offiziell Markgröningen genannte Stadt erst die Funktion als herzogliche Zweitresidenz und Hort der Reichssturmfahne an das Ludwigsburger Schloss und nach verbissener, bis ins 19. Jahrhundert währender Gegenwehr, auch die Funktionen als Oberamtsstadt, Kellerei, Hochgericht und Dekanat an die Stadt Ludwigsburg – und damit ihre traditionelle Stellung als Zentraler Ort des Strohgäus.
Daher führt der Landkreis Ludwigsburg als Nachfolgekörperschaft des Oberamts Gröningen heutzutage den Grüninger Adler im Wappen, und die Kreisstadt Ludwigsburg schmückt sich mit der Reichssturmfahne.

Vierteilung des Schäferlaufs
Zum Verdruss der Grüninger hatte Herzog Eberhard Ludwig obendrein ihr identitätsstiftendes und damals meist „Schäfermarkt” genanntes Volksfest viergeteilt: Ab 1723 fanden auch in Heidenheim auf der Ostalb, in Urach auf der Mittleren Alb und in Wildberg im Schwarzwald Zunfttreffen und Schäferläufe statt.
1724 war ein erster Teil des Grüninger Schlosses abgerissen worden. Die Steine mussten zur Wiederverwendung nach Ludwigsburg gekarrt werden. Um 1800 ging die Stadt selbst an ihre historische Substanz, indem sie das Langhaus der Spitalkirche auf Abbruch verkaufte und das Ostertor niederlegte.

Siedlungsgründungen im Außfeld
Nachdem sie die Hochgerichtsbarkeit vorerst behauptet hatte, errichtete die Amtsstadt 1737 demonstrativ zwei neue dreischläfrige Galgen aus Stein am Westrand und höchsten Punkt der Markung an der Kreuzung des „Riedemer Weges” (L1138) und der Landstraße (B10). Der Flurname „Gröninger Hochgericht” verweist noch darauf. Erst 1751 machte man sich an die Flurbereinigung des großteils brachliegenden „Außfelds” jenseits der Glems. Um die fernab der Stadt gelegenen Flächen besser bewirtschaften zu können und um die Auswanderung einzudämmen, plante man die Wiederbelebung wüst gefallener Siedlungen, was in den folgenden Jahrzehnten an den Standorten Talhäuser Hof, Aichholzhof, Pulverdinger Hof und Hardt-Schönbühlhof in Angriff genommen wurde. Die Neusiedler kamen weniger aus Markgröningen, sondern wurden eher in den umliegenden Gemeinden akquiriert. Für die Neugründung Pulverdingens als selbständige Gemeinde musste Gröningen einen Teil seiner Markung um den Pulverdinger Hof abtreten.

Von Herzog Christoph ab 1552 erbauter Südflügel des Schlosses, später Sitz der Oberamtei
Bild: Peter Fendrich

Untere Kelter: unter Herzog Christoph vermutlich mit Steinen der teils abgerissenen Burg erbaut
Bild: Peter Fendrich

Wimpelinhaus (1599) und Oberes Tor (um 1555)
Bild: Peter Fendrich

Das im 19. Jh. abgerissene Untere Tor wurde wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg neu erstellt
Bild: Carl Urban Keller

Im 18. Jahrhundert verzeichnete die Stadt noch mal eine Neubauwelle, hier Ostergasse 1
Bild: Phlipp Fendrich

Grüninger Grafenkrone mit Adler als Helmzier über dem Wappen Eberhard Ludwigs in Feuchtwangen
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Durch den Bau der neuen Residenz und die Gründung Ludwigsburgs wurde Grüningen seiner zentralörtlichen Funktionen beraubt
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Hochgericht auf der Aussfeldkarte

Grüninger Hochgericht mit zwei Galgen bei der Einmündung des „Riedemer Wegs”, heute Vaihinger Straße (L1138) in die Landstraße (B10)
Bild: Peter Fendrich (Retusche), Quelle: Außfeldkarte von Johann Georg Raisch, HStA Stuttgart